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Kunst im Deutschen Bundestag Was bleibt–was vergeht? Eine Ausstellung zum 30. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer mit Fotografien aus der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages

1. November 2019 bis 5. Februar 2020
Mit Arbeiten von Hans Martin Sewcz, Robert Häusser (Mitte) u.a.
im Mauer-Mahnmal, Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, gegenüber dem Reichstagsgebäude. links: Fotografie “Gorbatschow in Ost-Berlin 1987″

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Hans Martin Sewcz (geb. 1955 in Halle/Saale, lebt in Berlin) Hans Martin Sewcz studierte von 1975 bis 1981 an der Hochschule für Graphik und Buchkunst Leipzig. Er begann seine Arbeit als Fotograf damit in einer von politischen Umbrüchen und Vorahnungen geprägten Zeit, in der Ansprüche und Realität des realsozialistischen Staates offen sichtbar auseinanderklafften. Sewcz gehört zu jener Generation von Künstlern aus der DDR, die im Gegensatz zu den meisten ihrer Lehrer weniger Verpflichtung, weniger Loyalität und Identifikation für die daraus entstehenden Schwierigkeiten aufbrachten, sondern vielmehr ihre Kunst nutzten, um die zahlreichen Missstände und Widersprüche zu dokumentieren und zu kommentieren. Eine frühe Serie Sewcz‘ entstand im damals in Ost-Berlin gelegenen Scheunenviertel, dem alten, jüdisch geprägten Stadtteil im Stadtzentrum, dessen Fassaden auch in den achtziger Jahren wirkten, als wäre der Krieg gerade erst beendet. Sewcz fotografierte die Stadt, wie er sie sah und zeigte damit eine ganz andere Realität als die proklamierte. (…)

In der Ausstellung ist Sewcz mit einer Aufnahme vertreten, deren Bedeutung im Moment ihrer Aufnahme wohl nicht zu ermessen war. Das Staatsoberhaupt der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, besuchte 1987 die DDR. Inoffizielles Ziel seines Besuches war die Ablösung Honeckers, um auch in der DDR die überfälligen Reformen einzuläuten. Honecker verweigerte Gorbatschow zwar die Gefolgschaft, doch begannen mit dem Besuch des russischen Reformers trotzdem Reformbewegungen, die letztlich zum Fall der Mauer 1989 führten. Die in dieser Aufnahme genutzte Reproduktionstechnik, in der die Streifen des Negativfilms sichtbar bleiben, ist für Sewcz typisch und dienen der Vergegenwärtigung eines so einfachen wie fundamentalen Bekenntnisses zur Prozesshaftigkeit seines Werks–einem künstlerischen Statement also, das nicht für sich in Anspruch nimmt, Wahrheit zu zeigen, sondern eine Erzählung zur Gegenwart des Moments, aus dem heraus sich nahezu alles entwickeln kann–auch der Fall der Berliner Mauer.
Text: Kristina Volke

PDF: Ausstellung “ZEITACHSEN” – kuratiert von Sebastian Lux, Stiftung F.C. Gundlach 2012

Zeichen des Wandels | Fotografien 1981-2003 von Hans Martin Sewcz
Freie Volksbühne Berlin


Fisches Nachtgesang

Das Filmprogramm zur Ausstellung

“Von Kunst und Politik”: Fotografie in der Sammlung des Deutschen Bundestages (20.2. bis 12.5. 2008)

Filmische / fotografische Installationen im Kabinett des Kunst-Raums während der Öffnungszeiten (Nonstop)

Filmabende im Kabinett des Kunst-Raums zu Sonderöffnungszeiten

Donnerstag, 17. April, 19.00 Uhr

Hans Martin Sewcz

aesthetics now. Mit Ästhetik fängt alles an.

Hans Martin Sewcz: Fisches Nachtgesang

Frei nach Christian Morgenstern. Moving Painting (1995, 5.24 min)

Seit der Entwicklung der flat screens gibt es ein neues Medium. Neben Gemälden, Drucken usw. können auch Filmsequenzen an Wänden angebracht werden: Das Tafelbild lernte laufen. “Fisches Nachtgesang” ist eine Adaption des gleichnamigen Lautgedichts. Die Portraitierten bewegen lautlos ihre Lippen nach dem gleichnamigen Zwei-Zeichen-Gedicht von Christian Morgenstern. Die Regeln: Halbkreis = runder Mund, waagerechter Strich = gerader Mund.

Die Aufnahmen entstanden 1995 während einer Vernissage bei der Stiftung Starke, indem der Konzeptkünstler Hans Martin Sewcz die Besucher bat, das Gedicht vor der Kamera mimisch zu interpretieren, darunter Jörg Starke und der Schriftsteller Nicolaus Sombart.

Vid Potpourri 45 min

Das Video Potpourri besteht aus Kurzbeiträgen über die verschiedenen Sujets des Fotografen und Konzeptkünstlers Hans Martin Sewcz sowie seiner kreativ-experimentellen Auseinandersetzung mit dem Medium Film. In den 70er Jahren dokumentierte er während seines Studiums an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst die verfallenen Straßen in Leipzig und Ostberlin und porträtierte vor allem Jugendliche und Künstler. In den 80er Jahren setzte er sich fotografisch mit der DDR-Produktkultur auseinander, erlebte dann den Fall der Mauer bereits als Westberliner, woraufhin er DDR-Verpackungen in einer Sammlung bewahrte. Installationen und Kunst-am-Bau-Projekte folgten. Seit den 90er Jahren hält er die Gegenwart und deren Lebensgefühl auch filmisch fest: Straßenszenen, Techno-Paraden, (Künstler-) Porträts, ready founds, Autobiographisches…

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Ausstellungsbeteiligung “Kunst & Politik”, Galerie im Alten Rathaus, Wittlich, 2014

Foto: Helmut Thewalk
Foto: Helmut Thewalt, Wittlich 2014
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INTERVENTIONEN 1993-2014 | Galerie Carpentier | Edition Hahnemühle Print

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